Yandex

Bei Yandex handelt es sich um eine vor allem in ihrem Herkunftsland Russland stark verbreitete Suchmaschine. Anders als in vielen anderen Ländern ist Yandex in Russland Marktführer mit einem Anteil von über 60 Prozent. Viele Millionen User nutzen den Internet-Service jeden Tag.

Das russische Unternehmen mit Sitz in Amsterdam und Moskau bietet neben der gleichnamigen Suchmaschine auch noch weitere Produkte und Dienstleistungen an. Am ehesten lassen sich der Aufbau des Unternehmens und dessen Produktangebots daher mit Google vergleichen.

Wichtige Dienstleistungen von Yandex sind der Browser sowie die Kartenfunktion, genau wie verschiedene Optionen zur gezielten Online-Werbung in der Suchmaschine. Bei Yandex handelt es sich um ein börsennotiertes Unternehmen, welches alle Services auch auf Englisch anbietet.

Die Geschichte von Yandex

Gegründet wurde das Unternehmen noch unter dem Namen CompTek im Jahr 1997 von Arkadi Wolosch als erste Suchmaschine in Russland. Arkadi Wolosch gründete seine Suchmaschine zusammen mit einem Schulkameraden. Der heutige Erfolg des Internetunternehmens war damals noch nicht abzusehen. Die damalige Besonderheit der Suchmaschine bestand darin, dass sie auf die kyrillische Schrift ausgelegt war, die andere Suchmaschinen nie zufriedenstellend umsetzen konnten. Damit stellte Yandex von Anfang an eine gute Alternative zu anderen Suchmaschinen dar. Ins Deutsche lässt sich der Unternehmensname Yandex übrigens in etwa mit „Sprachindex“ übersetzen.

Die Entstehung des eigenständigen Internetunternehmens ist auf das Jahr 2000 zurückzuführen, als der Gründer das Unternehmen von ComTek abkoppelte. Eine englischsprachige Version des Angebots ist seit 2010 verfügbar, wodurch die internationale Verbreitung einfacher wurde.

Bis zum Börsengang im Jahr 2011 stieg der Umsatz des Unternehmens deutlich, wodurch der IPO zum Erfolg wurde. Im Laufe der Jahre wurden neben der Suchmaschine auch die weiteren Dienste des Anbieters stetig erweitert und an die Bedürfnisse der Nutzer angepasst.

Heute ist Yandex das größte Internetunternehmen in Russland und bemüht sich, mit seinen Produkten eine Alternative zu Google anzubieten. Viele Angebote von international verbreiteten Unternehmen, wie z. B. Uber, sind in Russland ebenfalls mit der Unterstützung von Yandex groß geworden. Somit kopiert Yandex also nicht einfach nur Google, sondern hat eine eigene Strategie.

Heute zeichnen den Konzern zahlreiche Produkte und Dienstleistungen aus, die Angebote von weiteren Unternehmen oft überflüssig machen. Ein Leben in Russland ohne Yandex ist dank der weit verbreiteten Dienste des Konzerns heute kaum noch denkbar.

Die Geschichte von Yandex ist aber auch geprägt von Skandalen rund um den Verkauf und die Nachverfolgung von Nutzerdaten. Mit verschiedenen Gesetzesentwürfen bemühte sich der Kreml, die Daten der Nutzer in Russland zu verwahren. Zu den Veränderungen zählte unter anderem eine Beschränkung von ausländischen Anteilen an dem Internetkonzern. Dennoch kam es bei Yandex auch in der Folgezeit deutlich häufiger als bei vergleichbaren Anbietern zum Missbrauch und Handel von sensiblen Nutzerdaten.

Produkte und Dienstleistungen 

Yandex bietet neben der bekannten Suchmaschine noch weitere Produkte und Dienstleistungen an. Zu den wichtigsten Optionen gehören:

  • Yandex Taxi
  • Yandex Market
  • Yandex Metrica
  • Yandex Island

Weitere Produkte und Dienstleistungen umfassen den eigenen Yandex Browser des Unternehmens sowie die russische Variante von Google Maps. Diese ist unter dem Namen Yandex Maps bekannt und wird vor allem in Moskau bevorzugt genutzt. Zu den Produkten zählen zudem der Cloud-Dienst Yandex Disk sowie weitere Dienste zum Übersetzen von Inhalten oder zum Empfangen von Nachrichten. Der Staumelder und ein Streaming-Angebot für Musik – ähnlich wie bei Spotify – ergänzen das umfangreiche Angebot. Die Lieferung von Essen und Getränken (vergleichbar mit Lieferheld) wird ebenfalls von dem russischen Konzern angeboten und ist stark verbreitet.

Yandex Taxi

Eine Alternative zu Taxis bietet in Russland die Yandex Taxi App, die als direkte Konkurrenz zu Uber zu verstehen ist. Der Dienst ist unter anderem in Moskau als Alternative zu herkömmlichen Taxis stark verbreitet.

Uber hatte versucht, in dem russischen Markt, ähnlich wie in vielen anderen Ländern weltweit, zur verbreiteten Option zu werden. Das US-amerikanische Unternehmen konnte hier aber nicht gegen Yandex bestehen. Daher beschlossen Yandex und Uber im Jahr 2018 eine Kooperation einzugehen.

Yandex Market

Die russische Alternative zum Marketplace ist im Land äußerst beliebt und wird zum Kaufen genau wie zum Verkaufen unterschiedlichster Produkte genutzt. Das Angebot besteht seit 2000 und seit 2016 gilt Yandex Market als selbstständige Firma mit direktem Bezug zur Muttergesellschaft.

Yandex Metrica

Kostenlos nutzbar ist Yandex Metrica, ein Dienst, der Google Analytics sehr ähnlich ist. Die Besucherdaten von Websites lassen sich mit diesem Dienst leicht analysieren und nach verschiedenen Merkmalen getrennt betrachten. Unter anderem lässt sich nachverfolgen, welche Links auf einer Webseite von Nutzern angeklickt werden. Auch das Verhalten beim Besuch der Seite an sich ist bei der Nutzung von Yandex Metrica durch eine ScrollMap genau nachvollziehbar. Auf Basis der so erhobenen Daten ist bei Yandex ähnlich wie bei Google eine Optimierung der Darstellung möglich.

Durch den angebotenen WebVisor kann der gesamte Besuch eines Nutzers nachvollzogen werden. Dieser Dienst ist allerdings stark umstritten und verstößt hierzulande gegen die herrschenden Datenschutzrichtlinien.

Yandex Island

Die Verbesserung von Suchergebnissen zur genauen Anpassung an die jeweiligen Vorlieben und zur Bündelung von Quellen nimmt Yandex Island vor. Der Dienst ähnelt stark dem Google Knowledge Graph, der die gleichen Ziele verfolgt.

Yandex vs. Google im Direktvergleich

Bei Yandex handelt es sich tatsächlich um die Nummer 5, wenn es um die weltweite Nutzung von Suchmaschinen geht. An erster Stelle der Liste steht weiterhin unangefochten Google, dann folgen Yahoo, Bing und Baidu vor dem russischen Unternehmen. Yandex hat sich neben Russland ebenfalls in China sowie in mehreren weiteren Ländern Osteuropas einen größeren Marktanteil aufbauen können.

Genau wie bei Google ist SEO auch bei Yandex von Bedeutung, um gute Rankings zu erreichen. Alternativ können auch bezahlte Textanzeigen gebucht werden, um ohne Suchmaschinenoptimierung einen Platz an der Spitze zu ergattern. Bei den bezahlten Anzeigen handelt es sich um die wichtigste Einnahmequelle für Yandex.

Tatsächlich ähneln Yandex und Google sich im ersten Moment aufgrund der angebotenen Dienste sehr. Ihr Aufbau ist ebenfalls ähnlich, wobei Google allerdings eher international aufgestellt ist, wohingegen Yandex einen starken russischen Bezug aufweist und für die Interessen russischer Nutzer entwickelt wurde. Eine Webseite muss bei Yandex auf Russisch mit korrekter Grammatik aufgebaut sein. Sonst drohen schlechtere Platzierungen bei einer Suche. Die russische Suchmaschine legt hohen Wert auf Qualität, Benutzerfreundlichkeit und die angebotenen Inhalte einer Website.

Die einzelnen Dienste sind denen von Google in manchen Teilen sogar überlegen. Grund dafür ist die starke Bündelung verschiedener Angebote bei Yandex, ohne die das Leben in Russland mittlerweile kaum denkbar ist, während Google global gesehen einen viel wichtigeren Status einnimmt.

Das Thema Datenschutz ist bei Yandex aber nach wie vor sehr problematisch, was eine verstärkte Nutzung in Deutschland eher ausschließt. Grundsätzlich sind aber die Grundgedanken genau wie der gesamte Aufbau beider Unternehmen sehr ähnlich.

Allgemeine Kritik an Yandex

Das Unternehmen Yandex steht immer wieder in der Kritik und bemüht sich insbesondere um ein gutes Verhältnis zur russischen Regierung sowie zu den ausländischen Investoren. Hierbei ist zu beachten, dass das russische Unternehmen heute den Firmensitz in Amsterdam betreibt.

Zusätzlich haben Investoren aus dem Ausland große Teile der Aktien aufgekauft, sodass es sich nicht mehr um ein vorwiegend russisches Unternehmen handelt. Das führt regelmäßig zu Schwierigkeiten mit dem russischen Präsidenten, der den Firmensitz sowie die meisten Aktienanteile am liebsten innerhalb des eigenen Landes sehen möchte.

Die größte Kritik an dem russischen Internetriesen ruft der fehlende Datenschutz hervor. Dieses Thema wird bei Yandex anders betrachtet als es in Deutschland oder anderen EU-Ländern der Fall ist. Das bedeutet, dass die Angaben der Nutzer oft sofort ausgelesen und sehr genau zugeordnet werden. Mit den in Deutschland geltenden Datenschutzbestimmungen ist Yandex daher nicht vereinbar. Vor allem der Dienst Yandex Metrica, bei dem es sich um die russische Version von Google Analytics handelt, ist hiervon betroffen. Bei der Nutzung von Yandex Metrica ist es wahrscheinlich, dass zahlreiche direkt auszulesende Daten sofort an das Unternehmen übermittelt werden.

Darüber hinaus liegt der Schwerpunkt bei Yandex etwas anders als bei dem Marktführer Google. Sämtliche Dienste und Angebote sind stark auf Russland ausgerichtet und nicht direkt als internationale Lösung anzusehen. Dennoch wird Yandex dafür kritisiert, dass viele Dienste den Angeboten von Google und anderen Unternehmen zu stark nachempfunden seien.

In einer direkten Auseinandersetzung hat Google aber schon einmal gegen Yandex verloren. So musste Google eine Strafe in Milliardenhöhe zahlen, weil Yandex eine kartellrechtliche Problematik darin gesehen hatte, dass Google auf Android-Geräten bereits vorinstalliert ist.

Quellen: 

https://yandex.com/company/

https://www.reuters.com/article/russland-yandex-ipo-zf-20110523-idDEBEE74M0IY20110523

https://apps.derstandard.de/privacywall/story/2000112786311/kreml-nimmt-it-riese-yandex-an-die-kandare

https://www.internetworld.de/marketing-trends/uber/uber-yandex-verschmelzung-abgeschlossen-1469878.html

https://www.russland-wirtschaft.com/2019/04/22/das-wertvollste-unternehmen-im-russischsprachigen-internet-der-it-gigant-yandex-im-ueberblick/

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/marktanteil-yandex-russland-1.4703350

https://www.zdnet.de/88292593/russland-google-zahlt-78-millionen-dollar-strafe/